Hallo Tobias Spitzbart, stell dich und das Unternehmen gerne kurz vor.
Ich bin Metallbaumeister und Geschäftsführer unseres Familienunternehmens spitzbart-treppen®. Unser Unternehmen gibt es nun schon in vierter Generation. Mittlerweile beschäftigen wir am Stammhaus mit Werkstatt in Oberasbach bei Nürnberg und in unserem Showroom in München 35 Mitarbeiter.
Unser Spezialgebiet seit 40 Jahren sind Designtreppen aus Stahl, 100 % made in Germany. Hierfür wurden wir schon mehrfach ausgezeichnet. Stahl eignet sich hervorragend als Material für Objekt- und Geschäftstreppen in Altbau und Neubau.
Stahl kann sehr filigran verwendet werden, da er sehr tragfähig ist. Mithilfe moderner Technologie, wie z.B. dem Laserschneiden, können wir Stahl heute sehr genau formen. Das macht uns flexibler in der Architektur der Treppen. Gerade bei Sanierung und Umbau sind filigrane Treppen aus Stahl unschlagbar: Durch die Reduktion auf das Wesentliche bringen sie eine gewisse Leichtigkeit in den Raum. Unebenheiten entlang der alten Bausubstanz können durch die große Formbarkeit und Flexibilität von Stahl perfekt ausgeglichen werden.
Gerade bei solchen Projekten zeigt sich die Verbindung von Tradition und Innovation besonders deutlich: Wir verbinden unsere jahrzehntelange Handwerkstradition als Treppenbauer mit innovativen Materialien, modernen Bearbeitungsverfahren und durch die Zusammenarbeit mit namhaften Architekten. So haben wir z.B. die Schnittguttreppe cut it! mit Max Wehberg entwickelt. Die cut it! wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Stahlinnovationspreis.
Für mich vereint die cut it! bis heute die ganze Faszination Stahl in sich: Formbarkeit, Innovation und den ursprünglichen, rauen, aber eben auch lebendigen Charakter durch die sichtbaren Bearbeitungsspuren.
Welche aktuellen Trends siehst du in der Entwicklung von Treppenlösungen? Gibt es bestimmte Materialien oder Designs, die momentan besonders gefragt sind?
Derzeit im Trend sind Treppen aus purem, unbehandeltem Stahl. Dieser Used-Look spiegelt die ursprünglichen Kontraste im Material sehr effektvoll und natürlich wider. Der rohe Stahl passt mit seiner rauen Patina ganz hervorragend zu sehr reduzierten Wohnstilen, aber auch in elegant gestaltete Gebäude und Räume. Wir nennen das den Heavy-Metal-Effekt: Eine wilde Stahltreppe als Kontrast zu einem cleanen Wohnkonzept.
Dabei bezieht sich das Wilde natürlich nicht nur auf das Material: Bei reinen Stahltreppen können wir nahezu jede Treppenart realisieren. Stahl ist unendlich formbar. Heute fertigen wir problemlos Stufen im Millimeterbereich, die selbstverständlich alle Sicherheitsvorgaben erfüllen.
In welchen Bereichen (z.B. Wohnbau, Gewerbebau, öffentliche Gebäude) beobachtest du eine verstärkte Nachfrage nach speziellen Treppenlösungen?
In all diesen Bereichen steigt die Nachfrage nach individuellen Lösungen. Im Privatbereich werden vermehrt sehr reduzierte und filigrane Treppen mit einer klaren Linie, wie Faltwerktreppen oder Kragarmtreppen nachgefragt.
Im gewerblichen Bereich dagegen dürfen Treppen durchaus Wucht haben und Größe zeigen. Wendeltreppen mit geländerhohen Wangen aus gebogenem Stahl oder Glas sind ebenso gefragt wie geradlinige Treppen. Auftraggeber aus dem Business-Bereich legen zunehmend Wert darauf, dass die Treppe auch ihre Markenbotschaft transportiert.

Wie werden Materialien für die Treppenproduktion aufbereitet oder verarbeitet?
Wir verarbeiten den Stahl immer pur. In der Regel fertigen wir die Treppe komplett in unserer Werkstatt in Oberasbach und bauen sie dann am Stück ein. Das spart Transportwege. Für unsere Auftraggeber ist der Einbau der Treppe mithilfe eines Krans und ausgefeilter Team-Arbeit immer sehr aufregend.
Wie sieht der Fertigungsprozess für eine Treppe aus, vom Entwurf bis zum fertigen Produkt? Kannst du den Ablauf grob beschreiben?
Jede Treppe beginnt bei uns mit einer fundierten Multimedia-Beratung durch unser Fachpersonal. Darunter Architekten, Designer und Techniker für Aufmaß und Planung. Die Beratung führen wir am liebsten persönlich in unseren Showrooms durch. Hier steht uns alles an innovativer Technik zur Verfügung, womit wir die Treppe von Anfang an erlebbar machen können – bis hin zur 3D-Brille.
Auf Wunsch erstellen wir dann ein individuelles Angebot. Darin legen wir detailliert die Leistung fest, die wir erbringen. Beauftragt uns der Kunde, vereinbaren wir einen Vor-Ort-Termin, um das Aufmaß zu nehmen. Dabei besprechen wir dann gleich die Details für den Einbau.
Anhand der Aufmaß-Daten planen unsere Ingenieure und Techniker die Treppe. Danach beginnt die Herstellung in unserer Werkstatt. Da sprühen im wahrsten Sinne des Wortes die Funken.
Nach Fertigstellung benötigen wir dann nur noch die Freigabe durch den Bauherrn oder Architekten. Erst danach wird die Treppe von unseren eigenen Teams geliefert und montiert. Die Lieferung erfolgt meist an einem Stück. Nur Elemente aus Glas oder Holz installieren wir vor Ort. Letzter Schritt ist die Abnahme der Treppe durch den Bauherrn oder Architekten.
Welche Fertigungstechniken kommen zum Einsatz, um die Treppenlösungen präzise und stabil zu erstellen? Werden moderne Technologien wie CNC-Maschinen oder 3D-Druck genutzt?
Bereits für das Aufmaß arbeiten wir mit modernster digitaler Lasertechnologie. Binnen weniger Minuten erfassen unsere Techniker damit lückenlos und millimetergenau alle relevanten Daten. Selbst bei komplexen Raumstrukturen, wie sie oft beim Bauen im Bestand vorzufinden sind, erreichen wir größtmögliche Planungssicherheit und Verlässlichkeit – auch an schwer zugänglichen Stellen.
Hierfür stellen wir ein Dreibein mit einem elektronischen Messgerät in der Größe eines Fotoapparats auf. Während des Messvorgangs „fliegen“ feinste Laserstrahlen von einem Messpunkt zum nächsten. Blitzschnell werden so alle notwendigen Daten super-präzise gemessen, mit dem Grundriss und Bautenstand abgeglichen und per Funk in Echtzeit an alle angebundenen digitalen Endgeräte übertragen. Zeitgleich zur Messung entsteht eine vollständige 2D- oder 3D-CAD-Zeichnung.
Da wir vor Ort auch gleich überprüfen, ob die gescannten Maße und Meterrisse korrekt und vollständig sind, schließen wir typische analoge Fehler zu 100% aus. Ein zweites Aufmaß ist nicht nötig. Der gesamte Prozess ist sehr effektiv und spart Zeit und Kosten. Natürlich können wir bei der Freigabebesprechung noch Anpassungen vornehmen. Schon kurz nach der Freigabe lässt sich die Treppe in unseren Showrooms mithilfe einer Virtual Reality Brille virtuell begehen. Das kommt gut an. Bei komplexen Treppen kann auch ein Modell im 3D-Druck erstellt werden.
Wie wird mit Materialeffizienz umgegangen? Wird versucht, Abfall zu minimieren oder Materialien zu recyceln?
Kaum ein anderer Werkstoff im Treppenbau ist effizienter als Stahl: Da Stahl sehr tragfest und präzise formbar ist, können wir den benötigten Materialeinsatz für eine Treppe auf ein Minimum reduzieren. Zudem ist Stahl mit einer Recyclingquote von nahezu 100 % ideal für nachhaltiges und umweltgerechtes Bauen geeignet.
Wie wird die Oberflächenbehandlung von Stahltreppen durchgeführt und welche Techniken werden verwendet, um den Stahl vor Korrosion zu schützen?
Bereits bei der Herstellung pflegen wir die rohe Stahltreppe achtsam mit einem Pflegeöl auf Leinbasis. Ganz ohne Chemie bleibt dadurch nicht nur die Funktionalität, sondern auch die ursprüngliche Wirkung erhalten. Auf Wunsch können unsere Treppen aber auch mit Speziallack farblich gestaltet werden.
Hierfür wird die Treppe grundiert und anschließend mit einer umweltschonenden Lackierung auf Wasserbasis versehen. Den Lack tragen wir gleichmäßig mit einer Rolle auf. So entsteht eine seidenmatte Oberfläche.

Gibt es einen besonders ungewöhnlichen oder einzigartigen Ort, an dem eine Treppe verbaut wurde?
Ja, eine Treppe in einem alten Wasserturm. Im Zuge der Revitalisierung des Wahrzeichens der oberbayerischen Stadt Pirach haben wir eine röhrenförmige Stahltreppe konstruiert, als eine Art Hommage an die ursprüngliche Funktionalität des Wasserspeichers. Diese fließende Verbindung von damals, heute und morgen ist mit diesem Treppenprojekt im Bauen im Bestand gelungen. Viele renommierte Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung, haben darüber berichtet.
Wie lange dauert es in der Regel, eine Treppe zu planen, zu fertigen und zu montieren? Gibt es Faktoren, die diesen Prozess beschleunigen oder verlangsamen können?
Von der Planung bis zur Montage dauert es in der Regel 8 bis 10 Wochen ab Aufmaß. Da die Installation unserer Treppen idealerweise im Rohbau stattfindet, sind wir hier abhängig vom allgemeinen Baufortschritt. Verzögert sich ein Gewerk, kann sich auch der Montagetermin verschieben.
Wie werden die Kosten für die Herstellung einer Treppe kalkuliert? Welche Faktoren beeinflussen den Preis am stärksten?
Die Kosten setzen sich aus Arbeitszeit und Material zusammen. Faktoren wie die Komplexität des Designs, die Art der Treppe und die Wahl des Materials (z. B. Stahl, Holz oder Glas) beeinflussen den Preis am stärksten.
Wie sieht die Zukunft der Treppengestaltung aus? Welche Entwicklungen oder Trends erwartest du in den kommenden Jahren im Bereich maßgeschneiderter Treppenlösungen?
Individuelle Designs und Materialvielfalt bleiben auch zukünftig Trends. Die weiteren Entwicklungen hängen stark von den Möglichkeiten der jeweiligen Materialien ab. Stahl hat nahezu unbegrenzte Möglichkeiten in der Gestaltung und wird den Treppenbau weiterhin revolutionieren.